Anmerkungen der Regisseurin zum Film

Das Thema zwischenmenschlicher Anhängigkeiten hat mich immer fasziniert und war Grundlage für die Entwicklung der Hauptpersonen von «Böse Zellen». Ich habe sehr bewusst Kombinationen von Menschen aus unterschiedlichen Welten gewählt, denen allerdings zwei Wesenszüge gemein sind: einerseits ihre Abhängigkeit von anderen, andererseits ihre tiefe Einsamkeit. Sie alle kämpfen für etwas oder jemanden, wobei keiner und keine von ihnen zu verstehen scheint, was ihnen wirklich fehlt. Gleichzeitig zeichnet sie aber eine starke Lebendigkeit aus, auch wenn sie mutlos sind: die unglaubliche Art und Weise wie sie immer wieder hochkommen, einfach immer weitermachen.

Wir alle sind in komplizierten Beziehungen gefangen. Um diese Beziehungssysteme besser beschreiben zu können, benötigte ich eine komplexe Welt mit ambivalenten Figuren, durch die Fragen nach Ursache und Wirkung gestellt werden können.

Beim Schreiben des Drehbuchs fiel mir auf, dass die Personen in meinen früheren Filmen oft zum Himmel geschaut haben: das war Ausdruck ihrer Wünsche, ihrer Sehnsüchte. In diesem Film nehmen wir oft einen Blickwinkel von oben ein, wir schauen zu Boden, was Gefangenheit ausdrückt. In «Böse Zellen» geht es deshalb weniger um die Sehnsucht, anderswo zu sein, als um die Vorstellung, da, wo man ist, glücklich sein zu können.

«Böse Zellen» ist auch ein Film über den Tod und die Angst davor, über den plötzlichen Verlust, den der Tod einer Person auslöst und die Gefühle, die dadurch entstehen. Ich wollte eine dunkle, unheimliche, schwer zu fassende Atmosphäre schaffen, die von Todesangst und beängstigenden Gedanken über die Unendlichkeit bestimmt wird.

Unsicherheit ist etwas, das wir immer mit uns tragen, genauso wie das Gefühl, mit dem Tod nie einig werden zu können. Aber über all dem steht, dass wir damit irgendwie umgehen müssen. Für mich hat der Film etwas sehr Versöhnliches: Yvonne, das kleine Mädchen, das am Boden sitzt und in die Pfütze schaut. Es regnet. Ein sehr einfaches Bild, in dem für mich viel Versöhnung liegt.

SIDE B