«Der Stand der Bauern»

von Christian Iseli
Kinodokumentarfilm / 89min / Schweizerdeutsch, Französisch mit UT deutsch / 1994

Christian Iseli porträtiert fünf Schweizer Bauernfamilien, deren Verwurzelung in der Tradition sie nicht hindert, nach neuen Überlebensstrategien zu suchen. Aufschlussreiches geschichtliches Material liefert Hintergrundinformationen zur Stellung des Bauernstandes in der schweizerischen Gesellschaft, die den Mythos des staatserhaltenden Bauerntums weiterpflegt. Eine spannende und berührende Auseinandersetzung mit Mythos und Realität der bäuerlichen Schweiz.

Auszeichnungen

Dokumentarfilmpreis des Kantons Bern
Qualitätsprämie EDI / Bundesamt für Kultur
2. Preis am Internationalen Dokumentarfilmfestival Pärnu, Estland

Inhalt

Die Familie Meister bewirtschaftet in traditioneller Weise einen mittelgrossen Hof im Emmental. Res Meister hat den Betrieb vor kurzem von seinen Eltern, Marianne und Fritz, in Pacht übernommen. Er will den Hof so weiterführen, wie ihn der Vater geführt hat, auch wenn einzelne Zweige, wie die Schweinemast, kaum noch etwas abwerfen. Fritz hat den Zweiten Weltkrieg mitgemacht und findet, dass auch heute die Nahrungsmittelherstellung Teil der Landesverteidigung sein sollte. Marianne ist überzeugt, dass die Bauern durchhalten müssen, denn sollte es zu einem Verkehrskollaps im grossen Stil kommen, dann wären die Nahrungsmittelproduzenten am Ort plötzlich wieder gefragt.

Meisters stehen im Mittelpunkt des Films. Zwischen ihren Aussagen und Arbeiten werden vier weitere Bauernbetriebe gezeigt, die jeweils eine andere Strategie zum Überleben im heutigen Markt verfolgen: Die Brüder Girardet wollen ihren Grossbetrieb auf amerikanische Bisons umstellen. Vreni und Moritz Buchli setzen auf die Direktvermarktung ihrer biologischen Produkte. Luzia und Hanspeter Berry sehen ihre Zukunft in der modernen Zucht mit Embryotransfer. Und die Familie Schmid sieht keine Möglichkeit mehr, ihren Betrieb weiterzuführen.

Auf der historischen Ebene geht der Film den Ursprüngen des bäuerlichen Verhaltens und der gesellschaftlichen Funktion des Bauernstandes nach. Als der schweizerische Bundesstaat 1848 gegründet wurde, waren noch rund zwei Drittel aller Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig. Heute sind es noch knapp vier Prozent. Diese Abnahme hat jedoch die Bauernschaft nicht in die Bedeutungslosigkeit verdrängt. Im Gegenteil: je weniger Bauern es gab, desto wichtiger wurden sie auf der politischen Ebene. Zusammen mit den bürgerlichen Politikern haben sie es im Verlauf des 20. Jahrhunderts verstanden, die Bedeutung der Landwirtschaft mit dem Selbstverständnis der Schweiz zu verknüpfen. Die Unterstützung der Urproduktion wurde zu einer der wichtigsten staatlichen Aufgaben.

Dennoch deutet vieles darauf hin, dass mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Siegeszug der freien Marktwirtschaft für die Bauernschaft eine neu Ära angebrochen ist. Die traditionellen Argumente, die Landwirtschaft sei wichtig für die Versorgung in Kriegszeiten und für die Aufrechterhaltung der schweizerischen Identität haben an Überzeugungskraft verloren.



Festivals

Amsterdam, Paris, Pärnu, New York, Nyon, Locarno, Solothurn

Allgemeine Angaben

Produktionsland

Schweiz

Produktionsjahr

1994

Gattung

Kinodokumentarfilm

Drehformat

16mm

Projektions-/Sendeformat

35mm

Dauer

89min

Länge

2600m

Sprache

Schweizerdeutsch, Französisch mit UT deutsch

Sprachversionen

Kommentar französisch, schweizerdeutscher O-Ton mit UT franz. / englisch UT, Kommentar franz, O-Ton schweizerdeutsch und französisch

Cast

Protagonisten

Res Meister, Marianne Meister, Fritz Meister, Vreni Buchli, Moritz Buchli, Luzia Berry, Hanspeter Berry, Laurent Girardet, Pierre-Alain Girardet, Urs Schmid und Familie

Crew

Drehbuch

Christian Iseli, Peter Moser

Regie

Christian Iseli

Chef-Kamera

Hansueli Schenkel

Direkt-Ton

Andreas Litmanowitsch

Bildschnitt

Bernhard Lehner, Christian Iseli

Produktion

FAMA FILM AG

Produzent(en)

Rolf Schmid

Finanzierung

Bundesamt für Kultur, Kanton Bern, Stadt Bern, Schweizer Fernsehen, Migros Genossenschaftsbund, Jubiläumsstiftung Schweizerische Bankgesellschaft, Volkart Stiftung, Vontobel Stiftung, Jubiläumsstiftung Schweizerische Volksbank, Emil und Rosa Richterich-Beck Stiftung

Verleih

FAMA FILM AG

SIDE B