Anmerkungen der Autorin zu «Ein Sommer»

Alexandra Lavizzaris Buch „Ein Sommer“ ist mir zufällig in die Hände gefallen. Die atmosphärisch stimmige Novelle und ihre sehr spezielle Protagonistin haben mich vom ersten Augenblick an fasziniert. Eine Figur, die sich wehrt, indem sie sich ihrer Umgebung entzieht, sich bockig verschliesst, aber trotz allem ihre disfunktionale Familie über alles liebt.

Die mit unbehaglicher Spannung erfüllte Atmosphäre von „Ein Sommer“ hat mich an meinen Film „Lostage“ erinnert. „Lostage“ spielt zwar in einem ganz anderen Milieu, hat aber auch eine stoische Rebellin zur Protagonistin, die sich in einer immer feindlicher gesinnten Welt zurechtfinden muss. Alexandra Lavizzari konnte meine Nähe zu „Ein Sommer“ nach der Sichtung meiner Filme sehr gut nachvollziehen. Das habe ich als eine weitere, eindrückliche Bestätigung für die Unternehmung der Verfilmung des Stoffes empfunden.

In ihrer Eigenschaft als störrische Rebellin ist mir Sophie sehr vertraut, und es war für mich ein Leichtes, mich auf die Suche nach ihren Spuren im heutigen Zürich zu begeben. Sophie ist ein musisch begabtes, sensibles Kind, das sich in der hypokritischen Welt der Erwachsenen nicht zurechtfinden will. Je mehr sich die Familie zerfleischt, desto stärker fordert Sophie die Geborgenheit einer ideellen Welt. Bei ihren Eltern wird sie diese Geborgenheit nicht finden und so zieht sie sich in die poetische Landschaft ihrer selbstgeschriebenen Gedichte zurück. Es sind gerade diese Gegensätze von realer und ideeller Welt, als elementaren Bestandteil des Erwachsenwerdens, die mich gereizt haben, sie in einem Film herauszuarbeiten.

SIDE B