Anmerkungen des Regisseurs Christof Schertenleib zu «Grosse Gefühle»

Eigentlich wollte ich ja immer Buchhändler werden. Oder genauer, immer dann, wenn es schwierig war, Filmschaffender zu sein, wenn es wieder einmal so unglaublich mühsam war, ein Drehbuch zu schreiben, Fördergelder zu bekommen, wenn die grosse und die kleine, die künstliche und die echte Krise gleich alle miteinander zugeschlagen hatten, immer dann wollte ich Buchhändler werden.

Ich habe sie gepriesen, die Buchhändlerei, als einen der idealsten Berufe. Keinen Einwand habe ich gelten lassen, ich habe meine (un)freiwilligen Zuhörer und Zuhörerinnen beschworen, dass sich nirgendwo sonst das Kreative so zwanglos mit dem Geordneten verbindet. Oder dass Bücher eine fantastische Welt voll grosser und kleiner Gefühle eröffnen.

Tja, es ist dann immer schwieriger geworden mit meiner Buchhändlerei, nach meinem letzten Film «Liebe Lügen» hat mir mein Drehbuch-Koautor zum Beispiel ein Buchhändler-Redeverbot gegeben. Ich habe mich revanchiert und den einzig möglichen Ausweg gewählt: Statt selber Buchhändler werden zu wollen, habe ich einen Film über Buchhändler gemacht.

«Grosse Gefühle» heisst der Film und neben der Buchhändlerei spielen noch diverse andere Berufe eine Rolle und natürlich stehen im Mittelpunkt vor allem die dazugehörigen Menschen: Ihre grossen, kleinen, künstlichen und echten Krisen geben Auskunft darüber, warum sie – im Unterschied zu den Menschen in «Liebe Lügen» – mit mehr Gefühlspegel, mit mehr Temperament durchs Leben schreiten, warum sie sich mit ihren Konflikten und Sehnsüchten auf einer stetigen, bewussten oder unbewussten, Suche und Sucht nach «Grossen Gefühle» befinden.

SIDE B