Anmerkungen des Regisseurs Christof Schertenleib zu «Lücken im Gesetz»


Die farbigen und detaillierten Schilderungen eines Fribourger Anwalts über seinen ersten grossen Fall, über die Ereignisse, die als Justizskandal in die Medien eingingen und über all die (gesetzlichen) Widersprüchlichkeiten, die er bei seiner Beschäftigung mit dem Hanfproblem erlebt hat und noch immer erlebt, haben mich zu diesem Stoff inspiriert.
Für das Drehbuch haben sich Co-Autor Felix Benesch und ich in vielen Details an der Realität orientieren können. Die Umsetzung in die Fiktion hat uns erlaubt, die Absurditäten des Alltags zu verdichten und mit der Hauptperson, der Anwältin Lisa Zürcher, einen spannenden Aspekt hinzuzufügen: Wie reagiert eine junge, karrierebewusste Frau, deren Gerechtigkeitssinn durch die Selbstherrlichkeit und Ungereimtheiten der Behörden geweckt wird und die sich mit dem System der Mächtigen in Fribourg nicht arrangieren kann und will?

«Lücken im Gesetz» ist zum einen eine Ermittlungsgeschichte, wo die Aktionen und Reaktionen der beiden beteiligten Gerichtsparteien die treibende Kraft für eine temporeiche Inszenierung bilden. Zum anderen ist der Film aber auch eine Milieustudie aus der schweizerischen Provinz, in der die Welt der Gerichte und Anwaltskanzleien auf die Welt des Bauernstandes trifft. Da lebt der Film von eigenwilligen und zum Teil auch spannend widersprüchlichen Figuren, die in kontrastreichen Umgebungen zu sehen sind. Auf der einen Seite der landschaftlich attraktive Sensebezirk, auf der anderen Seite die steil abfallende, optisch interessante, nur zum Teil renovierte Altstadt von Fribourg.

Ebenfalls thematisiert werden in «Lücken im Gesetz» aktuelle Probleme, zum Beispiel die Versuche des Bauernstandes, sich neue ökonomische Grundlagen zu erschliessen, oder die sich verändernde Rechtslage und die sich verändernde gesellschaftspolitische Diskussion über die sogenannt weichen Drogen.
Vor diesem Hintergrund soll - mit der für die Gerechtigkeit kämpfenden Anwältin, mit dem sich selbstherrlich gebenden Behördenapparat und einem sich ebenso selbstherrlich gebarenden Hanfbauern - nicht zuletzt auch jene Frage erörtert werden, die spätestens seit "Michael Kohlhaas" immer wieder beschäftigt: Was ist Recht, wer hat Recht und welche Mittel sind legitim, sich Recht zu erkämpfen.

SIDE B