Anmerkungen des Regisseurs Oliver Rihs zum Film

Die Jugend ist eine Zeit der Suche nach sich selbst
Die Thematik der Jugend, die mit blinder Leidenschaft nach Erfüllung, Abenteuer und Sinnsuche strebt, ist durch und durch klassisch. Was sich von Generation zu Generation verändert, ist die Form, welche die Suchenden durch ihren “Trip” führt. Die (urbanen) Kids von heute haben durch die rasenden Veränderungen des technokratisierten Zeitgeschehens Eigenschaften und Begriffe entwickelt, die für andere Generationen oft stumpf und grotesk wirken. In ihrer Lebenshaltung und Sprache lebt allerdings derselbe Drang nach Romantik, Poesie und Schönheit wie seit eh und je. Es ist eine Generation der Orientierungslosigkeit - scharfe Zungen reden gar von der ‘nutzlosen Generation’.

Frei von moralischen Vorbehalten versuchte ich eine Geschichte zu kreieren, die dieser Zeitaufnahme gerecht wird. André lebt in einer Armut an menschlicher Konfrontation. Die Welt, die ihn umgibt, erscheint ihm irreal. Er ist fasziniert und geprägt von medialen Kriegsbildern (Golfkrieg, Jugoslawien etc.), in die er jedoch nicht Schrecken und Grauen, sondern einen positiven Impuls auf ein Leben, in dem man sich und seine Umgebung spüren und kennenlernt, interpretiert. Seine Kiegsspiele und Zerstörungswünsche haben für ihn also keinen destruktiven Charakter, sondern stehen vielmehr für seine Bemühung, sich dem “wahren” Leben anzunähern. Ähnlich ergeht es Lilian, die ihre Identität wiederun mit Hilfe von billigen TV-Soaps und vorgegebenen Schönheitsidealen zu orten sucht.

Ich habe lange nach Möglichkeiten gesucht, wie ich der Hilflosigkeit  von Jugendlichen im Umgang mit dieser konsumorientierten und hochtechnokratisierten Welt Ausdruck verleihen kann. Dabei kam ich auf die Idee mit den Geiseln. Ich sehe darin einerseits die Möglichkeit, ein primitives Gesetz der kapitalistischen Dualität aufzuzeigen: während die einen feiern können, müssen andere leiden. Andererseits hat es mich interessiert, wie junge Menschen reagieren, wenn ihnen eine solche Ungerechtigkeit vor Augen geführt wird - mit Verdrängung, mit Ignoranz oder gar mit Schuldgefühlen? -

«Brombeerchen» ist André Götz, einem meiner besten Jugendfreunde, der vor ein paar Jahren gestorben ist, gewidmet.

SIDE B