Oliver Rihs über die die HauptdarstellerInnen (Ende 2000, vor Drehbeginn)

Robert Stadlober (André)

Robert Stadlober ist einer der meistgefragten jugendliche Darsteller Deutschlands. Er wurde durch «Sonnenallee» zum Lieblingskind der deutschen Filmwelt und hat anschliessend als Hauptdarsteller von «Crazy» sein grossartiges, hochsensibles schauspielerisches Talent bewiesen. Seither wird er überhäuft mit Angeboten und als Star gehandelt.
Obwohl «Brombeerchen» als Low-Budget-Produktion realisiert wurde, hat sich Robert Stadlober für die Rolle des André entschieden. Er begründete seine Wahl damit, dass er sich der Figur sehr verbunden fühle und das Zeitgeist-Gefühl der Geschichte mit seiner Empfindung zur Gegenwart geradezu identisch sei.

In seinem “früheren” Leben war Robert ein Punk, hatte null Bock auf Schule und hat sie denn auch vorzeitig geschmissen. Ebenso hat er nie eine Schauspielschule von innen gesehen. Als er im Alter von zwölf Jahren ein Set-Praktikum machte, wurde er entdeckt und vor die Kamera geholt.
Seither steigt Stadlober die Erfolgsleiter hoch und ist bereits jetzt, als 18-jähriger, schon fast ganz oben: Er ist der jüngste preisgekrönte Nachwuchsschauspieler Deutschlands, arbeitete mit so renommierten Regisseuren wie Leander Haussmann («Sonnenallee») und Hans-Christian Schmid («Crazy») und steht mit „alten Hasen“ wie Katharina Thalbach, Detlef Buck oder Henry Hübchen vor der Kamera.
Über seine Rolle als André sagt er: "Ich und André, wir verstehen uns gut." Zumal André viel vom Punk Robert hat.

In den Drehpausen sah man Robert meistens irgendwo versunken dasitzen, mit Disc-Man, Stift und Block beim Komponieren eigener Songs. Die Musik ist seine zweite grosse Leidenschaft, als Sänger und Gitarrist seiner Band GARY zelebriert er Gitarrenpop à la Lemonheads und arbeitet an einem Album, das im Herbst 2001 auf den Markt kommen soll.

Robert Stadlober: ein Multitalent, das gerade mal den ersten Gang eingelegt hat.

Mina Tander (Lilian)

Seit ihren Hauptrollen in den Kino-Spielfilmen «Harte Jungs», «Over the Rainbow» und «Die Schule» gilt Mina Tander als Teenie-Star und erotischste Jungentdeckung Deutschlands. Trotz dem erfolgreichen Karrierestart ärgert sich Mina über ihr einseitiges Image. Umso mehr fühlt sie sich mit der Figur der Lilian in «Brombeerchen» verbunden. Lilian, die anfangs mit ihren oberflächlichen Idealbildern zu kämpfen hat und sich schliesslich davon lösen kann, ist Mina sehr nahe gegangen. Sie sieht in der Mitwirkung bei «Brombeerchen» nicht zuletzt die Chance, sich von ihrem Image lösen zu können.

Mina Tander ist halb Kind, halb Frau, halb Afghanin, halb Deutsche. Mit 14 stand sie erstmals auf der Bühne, ein Jahr später folgte der erste Film. Darüber hinaus verfügt sie über eine solide Ballett-Ausbildung und tanzt professionell.
Mit der Rolle der Lilian beginnt für Mina eine neue Ära in ihrer schauspielerischen Laufbahn: sie löst sich vom Teenager-Image und wächst zur Frau heran. An diesem Reifeprozess lässt sie das Publikum teilhaben und ist insofern für die weibliche Hauptrolle in «Brombeerchen» geradezu prädestiniert.

Birol Ünel (Sylvester)

Als ich Birol Ünel das erste Mal getroffen habe, war mir, als ob meine - erfundene - Figur Sylvester mir plötzlich leibhaftig gegenüber sässe. Birol ist derselbe verrückte Draufgängertyp wie Sylvester. Ein Mann mit unglaublich energischem Charisma, impulsiv, intensiv, ambivalent und unberechenbar - einer, der gegen den Strom schwimmt. Mit einem Gesicht, aus dem sich alles und nichts lesen lässt. Er wird oft mit Klaus Kinski verglichen und hat in über vierzig Fernseh- und Kinofilmen in Haupt- und Nebenrollen mitgewirkt.

Birol Ünel ist gebürtiger Türke und lebt seit seinem zwölften Lebensjahr in Deutschland. Die Strasse ist seine Welt. Er ist ein Einzelgänger, ein Streuner. Normen kennt er nicht. Er suchte stets die Nähe zum Zirkus und zu Zigeunern. Nach dem Schauspielstudium verweigerte er die Zusammenarbeit mit renommierten Regisseuren und ging zurück auf die Strasse. Es folgten acht Jahre Off-Theater und eigene Regie-Arbeiten, vorwiegend mit Aussenseitern der Gesellschaft: mit Roma-Kindern in Köln, mit jungen Skinheads in Hannover. Dann holte ihn Frank Castorf an die Volksbühne, Heiner Müller ins Berliner Ensemble.
Birol ist einer der Hausbesetzer, die aus der Kriegsruine an der Berliner Oranienburger Strasse das weltbekannte "Tacheles" ins Leben riefen, dort bringt er als Regisseur «Kafka» auf die Bühne. Sein Durchbruch vor der Kamera gelang ihm mit der Rolle des Terroristen im Fernsehfilm «Todesspiel». Seither hat der heute 39jährige Schauspieler mit allen wichtigen deutschen Regisseuren zusammengearbeitet und prägte namentlich auch das junge deutsche Filmschaffen (u.a. «Planet Alex» von Uli Schüppel, «Im Juli» von Fatih Akin oder «König der Diebe» von Ivan Fila).

SIDE B